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TQM

Geschmeidiges Weihnachten

Ungewöhnliche Bezeichnung? Nun ja, nur auf den ersten Blick.
Betrachten wir den Teil des heiligen Abends, auf dem üblicherweise die meiste Aufmerksamkeit ruht.

Essen, Trinken und gemütliches Beisammensein? Man sollte meinen, das klappt wie am Schnürchen.

Essensplanung: den klassischen Gänsebraten soll es beispielsweise an Heiligabend geben. Auch das Federvieh muss beizeiten bestellt oder besorgt werden, ansonsten geht hier der Stress schon los. Je nach lukullischem Anspruch muss Rotkraut noch eingelegt und die Klöße vorbereitet werden.
Aber: nachmittags um x Uhr kommen bereits die lieben Verwandten, dann gemeinsamer Aufbruch zu einem Weihnachtsevent (Kirche, Konzert oder Puppentheater nach Belieben) und nach der Rückkehr soll spätestens Weihnachtsstimmung herrschen. Erst das Essen oder die Bescherung? Zwischendurch noch den Braten wenden und übergießen, soll ja knusprig werden …

Das riecht schon stark danach, dass es für die Gastgeber alles Andere als geschmeidig abläuft und entspannend wird. Dabei ist genau das die Erwartung!

Ich werde mir nicht anmaßen, die EINE Lösung vorzuschlagen, denn davon gibt es viele. Aber wo liegt der Fehler?

Das Manko liegt im Vergessen, genauer: in der Dokumentation!

Aufschreiben, was schief gegangen oder nicht geschmeidig abgelaufen ist. Und beim nächsten Mal entsprechend anders planen. KAI ZEN = Veränderung zum Besseren. Im deutschsprachigen Raum auch gern KVP (Kontnuierlicher Verbesserungsprozess) genannt.

Da findet sich alles, was wir für Weinachten brauchen:

Prozessorientierung – alles soll Hand-in-Hand laufen: die Essensvorbereitungen, der Besuch im Puppentheater, die Bescherung, das Essen und das gemütliche Beisammensein!

Damit sind wir auch schon bei der Kundenorientierung. Alle sollen zufrieden sein: Oma Erna, Opa Erwin, die Kinder, alle weiteren Gäste und die Gastgeber möglichst auch. Sie sind in diesem Sinne auch selbst Kunde.

Qualitätsorientierung? Keiner möchte, dass die Ente verbrannt ist, der Wein zu warm oder die Aufführung nicht kindgerecht …

Kritikorientierung. Hier wird’s spannend. Wenn Oma Erna sich kritisch äußert und einen Vorschlag „für’s nächste Mal“ macht, droht der Haussegen gleich aus den Fugen zu geraten. Dabei ist bei KAI ZEN – konstruktive – Kritik ausdrücklich erwünscht! Der entscheidende Punkt ist, dass diese Kritik ausgewertet und in den Plan für das kommende Jahr eingearbeitet wird! Die Notwendigkeit von Dokumentation hatte ich bereits angesprochen? Das Dokumentieren kann man auch deligieren an einen ruhigen und wohlwollenden Mitmenschen, der mitläuft, nur beobachtet und mitschreibt. Das heißt in der Fachwelt dann übrigens GEMBA, Gemba-walk oder going to Gemba, am Ort des Geschehens sein.
Damit wären wir auch schon knietief im PDCA-Zyklus: die Erkenntnisse eines jeden Weihnachtsfests fließen in die Planung des jeweils darauffolgenden ein. Plan, Do, Check, Act.

Wenn sich Vorgehensweisen bewährt haben, entwickelt sich zu guter Letzt etwas, was im Volksmund Tradition genannt wird. Bei KAI ZEN heißt das Standardisierung. Aber aufpassen! Auch Traditionen entwickeln sich zwangsläufig weiter, wenn sich die Erwartungen oder die Rahmenbedingungen verändern.

Das Gute ist: alle Jahre wieder gibt es die Gelegenheit zu üben, also viel Spaß damit!
In diesem Sinne: wünsche allzeit geschmeidige Weihnachten …